Geschichte

Liesel Oestreicher gab unserer Schule ihren Namen

Liesel Oestreicher wurde unter dem Mädchennamen Elisabeth Cahn am 30.03.1893 als Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Frankfurt am Main geboren (gerufen: Liesel). Sie arbeitete in den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts als Volksschullehrerin in der Römerstadt in Frankfurt. Sie zählte damals zu den ersten Frauen, die trotz Mutterschaft an ihrer Lehrerinnentätigkeit festhielt.

In ihrer Arbeit zeichnete Elisabeth Oestreicher sich durch ihre Lernerfolge in Förderklassen aus und – mit dem Aufkommen des nationalsozialistischen Gedankengutes  – auch durch ihr Festhalten an einer Erziehung zur Demokratie. Sie bezeichnete sich als Pazifistin und scheute die Konfrontation mit den nationalsozialistisch gesinnten Lehrkräften nicht.

1933 wurde Liesel Oestreicher wie alle jüdischen Lehrerinnen, zwangsweise beurlaubt. Mutig versuchte sie dagegen juristisch vorzugehen und erhielt daraufhin noch ein geringes Gehalt für die Dauer der zwei folgenden Jahre. Sowohl ihre Mutter als auch ihr Bruder wurden ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. 1939 emigrierte Liesel Oestreicher mit ihrer Tochter Margaret in die USA.

In den 1950er Jahren versuchte Liesel Oestreicher in New York, Wiedergutmachungsansprüche geltend zu machen. Diese wurden ihr aber erst Jahre später zugesprochen. Sie durfte aufgrund ihres deutschen Akzents nicht als Lehrerin arbeiten und starb am 10.08.1984 als Künstlerin in den USA.

Ihre Tochter Margaret Williams und deren Mann Archie besuchten uns im November 2009 zu unserem Namensfest. Im feierlichen Rahmen „Unsere Schule hat einen Namen“ berichtete Margaret der Schulgemeinde anschaulich von ihrer Mutter und einer Kindheit in den 40iger Jahren des letzten Jahrhunderts.